Das Ipad ist modern und bietet viel – dass es auch die Flirt-Chancen erhöht ist ein ganz neuer Aspekt.
Sonntag Nachmittag in München – die Sonne strahlt schon seit Stunden und hat mich und meinen müden Körper schon früh aufgeweckt. Es war mal wieder spät (bzw. früh) geworden bei meinen nächtlichen Streifzügen durch die Münchner Club-Szene und die diversenen In-Lokale der Weltstadt… – So spät, dass ich um 10:00 Uhr eigentlich noch nicht aufstehen wollte… eigentlich…
Aber bei dem Wetter… – irgendwie hadere ich zwischen „ich muss noch schlafen“ und „es ist zuuu schön um im Bett zu liegen“ und entscheide mich zu letzterem… – es ist einfach zu schönes Wetter, knapp über 20 Grad und somit muss ich ein wenig nach draussen um Sonnenstrahlen zu sammeln und Seele baumeln zu lassen. Ein kurzer Blick aufs Iphone verrät mir, dass ich anscheinend alleine bin mit meiner Entscheidung sooo früh schon wach zu sein – alle meine Freunde sind offline – und untrügerisches Zeichen dafür, dass sie sich vermutlich noch von den Strapazen der Nacht erholen (müssen).
Balkon putzen oder Sonne genießen?
Als ich an meinem Balkon vorbeischleich fällt mir auf, dass ich eigentlich noch nicht wirklich fürs diesjährige Draussen-Vergnügen gerüstet bin, ganz zu schweigen davon, dass die Balkonmöbel noch den Wintermantel in Form von einer dicken, fetten Staubschicht tragen. Aber für Frühjahrsputz habe ich zuviel Kopfweh von heute Nacht, und auf meinem Balkon lerne ich auch niemanden kennen… – noch mal ein Blick aufs Iphone, immer noch alles ruhig…
Ok, macht nichts, dann gehe bzw. fahre ich mit dem Radl halt alleine los – hab sowieso noch a bisserl was zu tun – online versteht sich – und was liegt da näher als mein Ipad einzupacken um die paar „wichtigen“ Dinge dann in freier Wildbahn zu erledigen. Hinein in die Bermudashort und T-Shirt und zwei Minuten später stehe ich im Radlkeller – vor meinem „Stadtrad“. Der Münchner hat nämlich ein Stadtrad – also ein Rad welches sich von den restlichen Sportgeräten wie Mountainbike und Rennrad schon alleine durch Licht, normale Klick-Freie Tretkurbeln, ein normales Fahrrad-Schloss und Schutzbleche unterscheidet – gleichzeitig ist dieses Rad immer ca. 10 Jahre alt und weder technisch noch optisch auf dem letzten Stand – ein Rad um zum Biergarten, und vom Biergarten nach Hause oder vom Baden in den Biergarten, oder so wie ich am Sonntag Nachmittag in den Englischen Garten zu fahren.
ein Stadtrad ist ideal
Der Vorteil eines Stadtrads ist neben Schutzblech und Licht ganz klar mit dem mangelnden Interesse von Langfingern an so einem Stadtrad begründet. Deshalb reicht auch ein normales Schloss und kein Fort-Nox-System welches ich für mein Mountainbike habe.
Leider hat mein Stadtrad den Winter auch nicht schadlos überlebt – es hängt Mut und Luftlos in seinem Radständer… – hmmm… Nach weiteren zwei Minuten hat das Radl zumindest wieder Luft – der Luftpumpe meines Nachbarn sei Dank – denn meins hat so ein Extra natürlich nicht – könnte ja geklaut werden 😉
So – nun steht meinem Ausflug nichts mehr im Wege – denke ich mir, als ich das Rad aus dem Keller schieb – kaum auf das Rad aufgestiegen steht mir dann aber doch was im Weg – also bzw. es roll… – Eine Familie beim Sonntagsaufflug – eigentlich kein Problem, wenn da nicht dieser überbreite Radanhänger für zwei Kinder für mich auf dem Radweg ein unüberwindbares Hinderniß darstellt. Wie ein Schwertransport schaubt die Zugmaschine in Form das vermeintlichen Vaters und das Gespann mit der Höchstgeschwindigkeit von max. 5 km/h verlangt mir und meinem Gleichgewichtssinn alles ab. Noch während ich überlege ob man so ein Gespann nicht besser mit einer gelben Rundum-Leuchte ausrüstet und die Mutter in ein weiss/rot-gestreiftes Dress steckt, als Abschlussfahrzeug dieses Schwertransports, ergibt sich auf der Strasse die kurze Möglichkeit auszuscheren, zwei drei Tritte später wieder vor dem Kinderspediteur einzuscheren und so komm ich wenige Minuten später am Seehaus im Englischen Garten an.
Ziel: Seehaus im Englischen Garten
„Mein“ Seehaus und ich, wir könnten spannende Geschichten über all die Jahre erzählen – denn es gibt eigentlich in München kaum einen genialeren Ort wo man so schön draussen, am Wasser sitzend im Biergarten sitzen kann. Es ist jedes Mal wieder ein Ereignis den Sonnenuntergang von der Bierbank aus geniessen zu können – als Sundowner dann a scheene kühle Mass, als Liegestuhl-Ersatz a Bierbank – quasi mein bayrisches Ibiza…
Zum Glück ist noch nicht viel los um diese „frühe“ Uhrzeit – Sonntags, halb eins in München – und ich kann mir einen strategisch günstigen Platz sichern. In der prallen Frühlingssonne, aber so dass die Sonne von vorne kommt und ich auf dem Display meines Ipads noch etwas erkenn. Dazu a frische Radlermass (für alle Nichtbayern: ein Bier-Mischgetränk mit Zitronenlimonade) und a grosse Wiesnbrezn (warum diese extra große Gebäckform mit dem in sich symmetrisch verschlungene Teigstrang zu jeder Jahreszeit Wiesnbrezn heisst, obwohl gar keine Wiesn ist kann ich nicht sagen, mir persönlich gefällt es aber dass es so ist, und nicht auch noch veramerikanisiert wird als Brezn-XXL, oder Big-Brezn, oder was auch immer).
Ich sitze da, und wische: mit der einen Hand über mein Ipad, mit der anderen Hand den Schweiss von meiner Stirn… – ganz schön warm. In der einen Ecke meines Ipad zeigt mir ein passendes App, dass es in München gerade wolkenlos ist, und 21 Grad hat – schon toll so ne Technik. Keine fünf Minuten später zeigt mir mein Ipad nur noch den Bildschirmschoner – aber kein Bedienungsfehler, sondern vielmehr zwei Mädels die sich, kaum an den Tisch gesetzt, mich schon in ein Gespräch verwickelt hatten war der Grund.
Ipad 1, 2 oder 3?
Wie früher, als ich mir des Öfteren den Hund meines Nachbarn „ausgeliehen“ hatte, und die erste Frage im Biergarten immer „Ist das ein Rüde?“ oder „beißt der?“ oder „was ist das für eine tolle Rasse?“ war, ist es in der mobilen Neuzeit ohne Hund, dafür mit Ipad anscheinend: „Ist das schon das neue Ipad 3 ?“.
Mit dieser Frage eröffneten die beiden Mädels den Diskussionsnachmittag und ich musste aus dem Stehgreif eine Nutzenargumentation in Vortragsform zum Besten geben. Endlich meldete sich einer meiner Spezln über facebook – er wusste ja, moderner Technik sei Dank, wo ich mich grad befand – allerdings nicht in welchem Zustand… – der Kopf schmerzt immer noch von der Nacht, die Sonne drückt und neben mir sitzen zwei Mädels die wissbegierig jedes Wort von mir zum Thema Ipad verschlingen. Alles andere scheint nicht wirklich zu interessieren und Fragen meinerseits nach Wohnort, Beruf oder sonstigem werden von den beiden weggehört – also die Profiform von „überhören“.
Endlich hilft mein Spezl:
Eine viertel Stunde, und mehrere Live-Vorführungen diverser Apps später, kommt endlich Verstärkung für mich in Form meines Spezls. Beglückt über dessen Ankunft packe ich nun das Ipad weg und wir ratschen nun, mangels Hightech diese üblichen „2 Männer – 2 Frauen“-Gespräche.
Zum Überhören haben die Mädels nun keine Chance mehr und so können wir innerhalb von 10 Minuten alles relevante herausfiltern: beide Mädels unter dreissig, beide in Beziehungen, die eine schon fast verheiratet, beide aus den neuen Bundesländern, beide auf Städtetrip bis Sonntag abend, seit Freitag in der Stadt, Sightseeing etc. alles schon erledigt, am Abend im Hotelzimmer geblieben… naja… nun wollten sie den Tag bis zur Abfahrt des Busses noch im Seehaus ausklingen lassen… – na prima… – so viele tolle Tische, und genau an meinen setzen sich zwei Beziehungsfrauen aus minimum 400km entfernten Städten die in gut zwei Stunden München verlassen, um mich bei wichtigen Online-Erledigungen zu stören. Glück sieht anders aus – Pech aber auch 😉
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