Auch Männer haben Gefühle, Frühlingsgefühle – und die sind zuweilen sehr stark ausgeprägt weil Man(n) einfach über sein eigenes Kurzzeitgedächtnis ins Straucheln kommt.

Noch vor einer guten Woche hatten wir in München Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Dick eingepackt und eingehüllt konnte ich hinter dem Steuer meines total dreckigen mit einer weissen Salzkruste überzogenen Autos bei meinen mittäglichen Besorgungsfahrten durchs schneebedeckte München dick eingepackte und eingehüllte Menschen und vermutlich auch Frauen (also so ganz genau konnte Man(n) dass beim besten Willen nicht unter diesen vielen Schichten an Textil erkennen und irgendwelche lustigen Kopfbedeckungen die weit in die Gesichter gezogen wurden, halfen auch nicht) sehen die frierend an Bushaltestellen standen von einem Bein auf das andere wippten, oder aber ganz ganz schnell die Strasse Richtung U-Bahn Station wechselten.

Wie gesagt… – vor einer Woche…

Und nun ist alles anders… – total anders… – Das Thermometer an der Kreuzung mit dieser elends langen Rotphase hätte mich eigentlich warnen müssen, denn es zeigte +14 Grad – mittags, halb eins Anfang März in München, Stadtmitte – aber ich, Mann mit männlichem Kurzzeitgedächtnis, dachte mir da noch gar nichts… bis ich, wie mit einer Bratpfanne, mit dem NEUEN, dem UNBEKANNTEN konfrontiert wurde:  tolle Frauen liefen links und rechts auf den Gehwegen – einem Catwalk gleich – gut gelaunt mit Ihrer Freundin spassend und plaudernd an mir vorbei.

Man(n) vermutet ja nicht immer gleich das Naheliegendste, und deswegen dachte ich zunächst an einen Flashmob von Lagerfelds Charly oder irgend einem anderen Modeschöpfer der kurzerhand noch ein paar kilometer nördlich von Mailand eine Prêt-à-porter veranstaltete… Ein Flashmob auf Highheels und kurzen Röcken, tollen Frauen mit wallenden Mähnen die bei jedem Schritt dieses Spannkraft-Wippen machten, mit kurzen offenen Jacken und Mänteln und schicken Sonnenbrillen aus der „Puck-der-Stubenfliege“-Kollektion.

Ich war total begeistert – und zwar so begeistert, dass ich einfach mit meinem Auto auf der Stelle verharrte und nicht zentimeterweise im Ampelstau aufschloss. Ich und mein Auto standen da… – und ich konnte gar nicht mehr wegschauen – die Ampel und die Verkehrsteilnehmer um mich rum wurden ausgeblendet und ignoriert. In einer Millisekunde signalisierten mir meine Synapsen: Es muss (!!!) etwas anders sein…

Autofahren bei Frühlingsgefühlen ist gefährlich

Auf die Idee, dass tolle Münchner Frauen anscheinend bereits in der Früh den Wetterbericht im Radio in die Kleiderauswahl vor dem Spiegel einbezogen hatten und genauso mit Frühlingsgefühlen aufgeputscht waren, bin ich erst gekommen, als ich an der übernächsten Ampel  fast meinen zweiten Auffahrunfall produziert hatte – ich konnte mich einfach nicht mehr auf den Stop-and-Go-Verkehr in der Münchner Innenstadt konzentrieren, ich war mit Augen und Hirn links und rechts auf den Gehwegen. Anstatt – wie früher – den Mädels hinterher zu pfeiffen, übernahmen dies meine Reifen die zweimal aufgrund von Gewaltbremsungen schlimmeres verhinderten, und gleichzeitig dieses Manöver mit lautem Gequietsche quittierten. Vielleicht ist ja das Michellin-Männchen welches meine Winterreifen ziert, auch ein Fan der Münchner Frauenwelt… 😉

Bei Frühlingsgefühlen hilft immer eine Sonnenbrille

Unauffällig zog ich mir nach dem zweiten Beinahecrash meine Sonnenbrille auf und dann wusste, merkte und spürte ich es – jetzt geht’s los in der nördlichsten Stadt Italiens, jetzt ist der Winter passé und der Frühling hält Einzug. Ich feierte diese „neue“ Erkenntnis so vor mich hin, suchte einen Radiosender der mir dieses Frühlingsgefühl auch hörbar rüberbrachte und öffnete zum ersten Mal seit Monaten mein Schiebedach… ahhhh… schön… Frühling…

Motiviert durch dieses neue Lebensgefühl bin ich sofort zur nächsten Autowaschanlage gefahren – jetzt musste ein Zeichen nach Aussen hin gesetzt werden, jetzt muss die Salzkruste ab – deswegen Waschanlage… also es war nicht wirklich die nächste, aber es war die nächste die mit Lappen wäscht – und Männer lassen ihr Auto nur mit Lappen waschen – das ist anscheinend tief im Inneren verankert, in der Kindheit, als uns der Vater gezeigt hat, dass man das Auto nur mit weichen Lappen waschen, und mit tierischen Lederhäuten abziehen muss.

Zuvor habe ich mir allerdings noch total versaugt… – Der Rollsplitt der seit mehreren Wochen über die Profilsohlen auf meine Fussmatten transportiert wurden musste weg – nicht auszudenken welche Schmerzen diese spitzen Steine auf meinen Fußsohlen demnächst auslösen würden wenn ich wieder mit Flip-Flops oder Espandrillos (sollen angebl. dieses Jahr wieder sehr in Mode kommen… – ich glaub ich hab noch welche im Keller aus der Miami-Vice-Zeit…) zum Baden an die Isar fahren werde… – deswegen raus mit dem Schüttgut.

Ich war fast fertig mit dem Abtransport des Mikro-Gesteins als neben mir an der Sauganlage ein offener BMW Z4 anhielt. Ich war gerade damit beschäftigt, anzugschonend (also nur ganz leicht knieend und hemdsärmelig) den Fond meines Coupés von Zigarettenasche und sonstigem Flugdreck zu befreien als ich über den oberen Rahmen meiner Sonnenbrille einen männlichen Traum auf zwei Beinen beobachten konnte, welche sich gerade aus dem offenen BMW’s schälte. Es war eine von diesen Protagonistinnen die noch Minuten zuvor die Ursache für meine automobile Kaltverformung gewesen wäre.

So konnte ich natürlich nicht einfach mit der Innenreinigung aufhören, sondern entschied, dass der Innenraum immer noch viel viel zu dreckig wäre, „opferte“ somit noch einen weiteren Euro für weitere 10 Minuten Saugen und genoss wie ein Hobby-Voyeur diese erkaufte Waschanlagen-Peepshow.

Alle Klischees sind erfüllt 😉

Es war toll anzusehen wie eine junge hübsche Frau in gehobenen Businessoutfit mit Kostüm und hohen Haken mit dem Staubsauger-Schlauch kämpfte. Die Investition hat sich gelohnt – wir kamen mitten unter der gemeinsamen Freizeitbeschäftigung ins Ratschen – angefangen hat alles mit der Frage von Ihr an mich, ob ich denn wisse wie die Fussmatten denn wohl ausgehängt werden könnten, und geendet hat es im Austausch von Handynummer und Facebook-Account (es gilt in der heutigen Zeit als gesetzt, dass neben der Telefonnummer auch sofort der andere in Facebook geadded wird um sich ein weiteres, anderes aber auch näheres Bild des neuen „Freundes“ machen zu können). Frühlingsgefühle sind was wunderbares, vorallem wenn Sie mit Schmetterlingen im Bauch sich vertragen 😉

Wir verabredeten uns für das kommende Wochenende und wollten noch das „Wann“ und „Wie“ per SMS bzw. Facebook-Chat klären. Meine Laune ist seit heute Abend allerdings schon wieder im Keller… – angeblich soll es am Wochenende in München wieder Minusgrade geben und vereinzelt Schneeregen… – vor meinem geistigen Auge seh ich meinen Waschanlagen-Traum, wie sie die Highheels wieder gegen Uggboots und das Kostümchen wieder gegen eine Thermohose und einen Strickpulli mit Stehkragen tauscht, und das Ganze in eine Daunendecke in der Größe eines Feuerwehr-Sprungkissens einhüllt.

Meine Synapsen würden damit nicht klar kommen – hoffentlich ist bald wieder Frühling!

Über den Autor

echter und gebürtiger (!) Münchner, 35J., sportlich, sucht... - ja was eigentlich...? Je älter ich werde desto weniger weiß ich eigentlich was ich will aber umso mehr weiß ich was ich nicht will... Um diesen Spruch ein wenig mit Beträgen zu füllen blogge ich hier meine Erlebnisse im Münchner Single-Jungle, den VIP-Parties und die Hinter- und Abgründe warum mich meine Eltern immer wieder fragen: "Warum findest Du keine Frau?" Finden alleine ist es nicht, im Single-Mekka München, der Stadt in Deutschland wo nachweisslich die meisten Singles wohnen, wird man(n) schon fündig - und über dieses Finden und Erleben werde ich hier schreiben. Ich freue mich auf einen regen Austausch und Eure Kommentare!

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