Plötzlich verkuppeln einen die eigenen Verwandten bzw. Eltern. Der Horror für einen Singlemann wie mich!
So geschah es mir als ich am Samstag nachmittag bei meinen Eltern mal wieder eine meiner „ich komm mal schnell vorbei“-Besuche machte. Als braver Sohn lässt man sich immer wieder bei seinen Eltern blicken – dies hat mehrere Vorteile… – zum einen bekommt man immer was zum Essen (und das nicht zu knapp…) zum anderen haben Mütter ja sowieso ein magisches Händchen das Lieblingshemd innerhalb von Minuten zu waschen, von Ketchup-Flecken (oder war es Döner-Sauce) zu befreien und gleichzeitig noch zu bügeln, damit der Bua wieder ordentlich in den Geschlechterkampf am Abend gehen kann…
Cappuchino mit Herz-Milchschaum
So war zumindest der Plan – die Ausführung wurde gehemmt – zumal meine Tante samt Onkel zum Kaffee bei meinen Eltern eingeladen waren. Kaffee und Kuchen bei meinen Eltern mit Tante und Onkel am Samstag nachmittag – eine Wahnsinnsvorstellung die nun Realität wurde. Meine Mutter reichte Cappuchino mit Milchschaum in Herzform – vermutlich ein Zeichen 😉
Mein Hemd, welches ich eigentlich heute abend anziehen wollte, ließ ich im Auto – ich ahnte schon was kommen sollte – und es kam wie es kommen musste – nach kurzen Fragengeplänkel über Beruf, Auto, Wetter und Sport kamen sie zielstrebig auf ihr Lieblingsthema: Liebe und Partnerschaft.
Anspruchsvoll? ich? ja, zum Glück!
Begonnen wurde der Fragen-countdown mit der Frage: „Ja hast jetzt Du immer noch koa Freindin“ – und wurde eigentlich mit dem Nachsatz: „wirst schon so anspruchsvoll sein…“ sofort beantwortet. Noch bevor ich mich so richtig wehren konnte fühlte ich mich wie im Kreuzverhör… es fehlte nur noch die Tischlampe die mir ins Gesicht strahlt und ein rauchender Kommissar. Was ist denn das für ein Nachsatz? Klar bin ich anspruchsvoll, und klar bin ich wählerisch – ich mein, wieso auch nicht? Ich hatte einmal einen Versuch gewagt, wo ich meinen eigenen Anspruch an mein Gegenüber komplett runtergefahren hatte – sogar soweit, daß mein Umfeld schon Augenbrauen und Nase gerümpft hat… – und schlussendlich ging dieser Versuch total schief… und heute, auch nach zig Jahren könnte ein Psychiater mir viel Geld für das entstandene Trauma abknöpfen.
Es entwickelte sich zwischen meiner Mama, meiner Tante und mir ein hitziges Gespräch. Mein Vater hatte sich mit meinem Onkel indes die Rolle von Statler und Waldorf aus der Muppetsshow zugeteilt – und so war von männlicher Beihilfe nichts zu spüren. Ich war Freiwild – schonungslos den Jägern ausgeliefert. Nachdem erstmal die blanken Fakten geklärt waren, wurden dann die Kinder der Bekannten meiner Tante durchgegangen…
Petra, Beate, Silke…
Ich fühlte mich während dem Verhör als Freiwild dem man alle möglichen Köder zum Fraß auslegt. Ich erfuhr in diesem Zusammenhang dass eine 33 jährige Petra „auch“ so ein Pech in der Liebe hat, dass eine 32 jährige Beate sich gerade von einem Mann mit Haus und dickem Konto getrennt hat, und von einer 34 jährigen Silke, selbständige PR-Managerin mit Kind, alleinerziehend die auch sehnsüchtig einen Mann sucht, aber aufgrund ihres Jobs kaum Möglichkeiten find, oder die, oder die, oder die… puhhhh… Alle Personen wurden mit „die wär bestimmt was für Dich“ – oder „die wäre ideal“ oder anderen abschließenden Partnerschaftsvergleichen für gut befunden und mir somit „wärmstens ans Herz gelegt“ denn MAN MEINT ES JA NUR GUT mit mir…
Seminare am Wochenende können helfen
Der Käsekuchen wurde immer trockener, was daran lag dass mein Mund immer weiter offen stand. Diese Verkupplungsversuche meiner Tante waren für mich echt schlimm. Es gipfelte in dem Vorschlag beim Geburtstag meiner Tante in zwei Monaten die eine oder andere angepriesene Kandidatin samt Schwiegereltern in spe einzuladen. Anscheinend hatte irgendjemand da oben ein Einsehen in meine missliche Lage, denn an dem geplanten Tag kann ich wirklich nicht zur, als Geburtstagsfeier getarnten Herzblatt-Show kommen… ich hab ein Seminar – weswegen ich mich noch bis vor ein paar Minuten aufgeregt hatte, dass dies am Samstag – an meinem freien Tag bzw. am Wochenende – stattfindet – aber nun fand ich den Termin sehr gut gewählt.
Sichtlich zufrieden dass ich an dem Nachmittag diesem peinlichen Verkupplungsversuchen meiner Tante entgehe, verließ ich sehr sehr schnell die schweißtreibende Konversation, hüpfte in mein Auto und empfand mein Singledasein für mich plötzlich gar nicht mehr so betrüblich wie es sich anscheinend für mein nahes Umfeld darstellt.