Heute kam sie, die Reservierungsbestätigung für´s Hippodrom auf dem Münchner Frühlingsfest 2012. Bestätigt wurde ein Tisch für den Eröffnungsabend, den 20.04.2012 mit der Blechblosn – irgendwie bin ich in den letzten Jahren bei Partys in denen ich Tracht bzw. meine kurze Lederhose anhatte immer bestens von der Blechblosn unterhalten worden… – Sei es am alljährlichen Blechblosn-Day auf dem Dachauer Volksfest, auf der Almrauschparty in Kitzbühel oder auch auf dem Oktoberfest, wo die Blechblosn allabendlich die Stimmung ab 17:00 Uhr anheizt und mit zahlreichen witzigen Imitator-Einlagen das Zelt bereits gegen 20:00 Uhr zum Kochen bringt.
Die Vorfreude ist also vorhanden, die Protagonisten und Rahmenbedingungen versprechen einen wirklich stimmungsvollen Beginn der diesjährigen Volksfest-Saison – die dann zur Wiesn seinen Höhepunkt erreicht. Kurz nachdem ich also die Bestätigung für einen tollen Abend mit guten Freunden in Händen hielt, kamen anscheinend meine weiblichen Gene durch und es quälte mich sofort der Gedanke: WAS ZIEHST DU AN?
Tracht ist Pflicht
Tracht ist klar und ein absolutes Muss für einen waschechten Münchner bei Volksfesten zwischen München und Rom. Ohne Tracht geht gar nicht, und das hat seinen guten Grund: Vor Jahren „musste“ ich einmal, einen Abend auf meine geliebte Lederhose verzichten – ich hatte noch eine wichtige Besprechung in Berlin mit Anzug- und Schlipsträgern, und vier davon durfte ich dann – wie ein Scout mit nach München nehmen und vom Flieger auf die Wiesn begleiten… – umziehen unmöglich – also Krawatte runter, Augen zu und durch… – und so erlebte ich an diesem Abend im Anzug einen der schrecklichsten Abende auf meinem geliebten Oktoberfest – man fühlt sich einfach nicht dazugehörig, kuckt ständig an sich runter ob man sich nicht mit Senf, Sauce oder Bier bekleckert hätte – der Gang zur Toilette wird zum Spießrutenlauf mit Hindernissen – und irgendwie hat man das Gefühl man zeigt mit dem Finger auf mich und flüstert sich etwas zu was dem Wort „Preiss“ sehr nahe kommt – und einen Münchner als „Preiss“ also als Preussen zu bezeichnen kommt einem verbalen Kinnhaken gleich – ich hätte mein vermeintliches Outing wahrscheinlich nur noch toppen können indem ich mir einen dieser hohen spitzen Filzhüte und/oder ein T-Shirt mit „Bier formte diesen Körper“ angezogen hätte.
Naja… – egal… – Vergangenheit, lehrreiche Vergangenheit, denn in Zukunft gehe ich entweder in Tracht auf so ein Fest oder gar nicht!
Der quälende Gedanke nach dem „Was ziehe ich an“ konkretisiert sich in: „Passt Deine Lederhose noch…?“ – ich überlege kurz wo denn wohl mein ständiger Volksfest-Begleiter stehen könnte (klar hängt sie in irgendeinem Schrank, aber nachdem wir die Lederhose z.B. auf der Wiesn fast zwei Wochen am Stück anhaben, und so eine Lederhosn erst so richtig gut wird wenn etliche Bier und andere Außeneinflüsse das Leder bearbeitet haben, sagen wir hier gerne, die Lederhosn steht von selber…). Nach dem Oktoberfest hatte ich mir und meiner kompletten Festbekleidung eine Art Wellness-Kur gegönnt – mit anderen Worten: ich genoss noch die letzten Sonnenstrahlen in Mallorca – da ja Ägypten letzten Jahr nicht empfehlenswert war – und meine Hemden, Janker, Trachtenanzüge wurden bei der Reinigung meines Vertrauens auf die kommenden Aufgaben vorbereitet und präpariert.
Nun gut, zwei Minuten später war ich im Keller, am Winter-/Sommer-Schrank in der Trachtenabteilung – heißt: 3 türiger Schrank, einer mit Sommer-Bekleidung, einer mit Winterbekleidung und einer mit meiner Wiesn-Kluft.
Zweieinhalb Minuten später wurde meiner Lederhosn ein spontaner Funktionstest abverlangt – jetzt wollte ich´s wissen und mein Gewissen beruhigen… – weil, sollte sie nicht passen gibt’s genau zwei Möglichkeiten:
- Es ist Fastenzeit und somit könnte FdH noch einiges zur besseren Passform beitragen.
- Die diversen Trachtenläden würden sich über einen Besuch von mir und meiner Kreditkarte in den kommenden Wochen freuen.
Puhhhh… Glück gehabt – mein Volksfest-Partybegleiter passt wie eh und je… alle neuralgischen Stellen wurden von mir durch geschicktes Hüftdrehen und Spiegeltüren-Winkel-Tricks einer millimetergenauen Sichtkontrolle unterzogen und schlussendlich für „gut“ befunden. Ok – alles andere ist in Folie eingepackt zum Einsatz bereit – Janker, Gilet, Trachtenhemden in zig Farben aus Ausführungen. Sichtlich zufrieden über meine logistische Meisterleistung kehrte ich in meine Wohnung zurück – jetzt galt es eine gute Truppe für diesen Abend einzuplanen –
die passende Gesellschaft
Sieben freie Plätze sind zu vergeben… Sieben Jungs? Hmmm… Sieben Mädels? Eigentlich liebend gerne – Bachelor-gleich mit sieben äußerst hübschen in Dirndl gewandete Frauen – und ich verteil die Rose am Ende des Abends… aber hören wir das Tagträumen auf… 😉
Also zwei Pärchen – am besten verheiratet – braucht man an so einem Tisch – logistisch absolut optimal – so ist der Tisch immer „gesichert“ wenn die Männertruppe zwischen Toilette und Raucherbalkon noch die eine oder andere Informationsrunde dreht oder der eine oder andere Tischbeisitzer beim Obandln irgendwo im Zelt a bisserl länger braucht… Gleichzeitig garantieren die zwei Pärchen eine gewisse Tischdisziplin – räumen mit Servietten letzte Breznreste weg, schauen ein bisschen auf die Solo-Jungs und mutieren so zu den Tischaufsehern – nicht unwichtig!
Ok, zwei Pärchen angemailt – zweimal innerhalb von 4 (!) Minuten die Zusage – passt! Sieben minus vier gleich drei – drei Jungs… auch nicht weiter schwierig – aaaaber: der eine ist gerade frisch verliebt, der andere wird vermutlich die kommenden Wochen am Handgelenk operiert, der dritte kann nicht mit dem Ersten, der Vierte möchte eigentlich schon kann es mir aber nicht verbindlich zusichern weil er an dem Wochenende eigentlich zu einer Familienfeier eingeladen ist, der Fünfte will einen Spezl mitnehmen, der weder mich, München noch das Wort „Tracht“ kennt…
die erste Maß
– es wird spannend – aber eins weiß ich: Spätestens am 20.04. um 19.00 Uhr werde ich die erste Maß an meinem Tisch auf dem Frühlingsfest in meiner Lederhosn trinken und ein gewisses Gefühl von Glück und Zufriedenheit wird sich daraufhin einstellen – Prost!
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