Nun stand ich also da, mitten auf der Hessener Partymeile Nr. 1. Verwirrt und stocksauer auf den Ruhrpott-Proll, wollte ich mir die Chance nicht so einfach nehmen lassen, diese tollen Augen kennenzulernen.Also ging ich spontan zu meinem Flirtpartner von vor ein paar Minuten, tippte ihm auf die Schulter und entschuldigte mich für das flegelhafte Benehmen unseres Gesprächpartners. Er strahlte mir entgegen und wir kamen sofort ins Gespräch. Wir sinnierten über die Partygänger von Willingen, deren Beutezüge, und das daraus folglich schlechte Benehmen. Plötzlich jedoch stand meine Freundin vor mir, sichtlich genervt von den Bochumer Singvögeln, wollte sie auf die Tanzfläche. Ich verabschiedete mich also und ließ mich mitziehen, Sweety Blue Eyes war meines Erachtens ja sowieso nicht meine Altersklasse.

Allein, allein….

So machten meine Freundin und ich die Tanzfläche unsicher. Leider nicht lange, denn das einsame Single-Männlein aus unserer Gruppe gesellte sich zu uns. Bereits tagsüber hatte ich ziemlich schnell bemerkt, dass er einen Blick auf meine Freundin geworfen hatte. Auch sie war nicht abgeneigt und deshalb steuerten wir zu dritt an die Theke. Da der Rest der Gruppe immer noch zerstreut war, und eine anregende Unterhaltung bei den beiden einsamen Herzen entbrannte, fühlte ich mich wie das typische „fünfte Rad am Wagen“. Also drehte ich mich um, zu den anderen 500 partywütigen „Urlaubern“ und prallte direkt an die Brust von Sweety Blue Eyes! Scheinbar war er uns gefolgt und wollte mich wohl gerade ansprechen, denn es dauerte keine Sekunde und wir fingen an zu lachen und plauderten drauflos.

Erfrischend anders

Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich in einer Partystadt, um ein Uhr nachts, mit dezentem Alkoholpegel im Körper und einem scheinbar wesentlich jüngeren Mann an meiner Seite, sowohl tiefgründige wie auch humorvolle Gespräche führen würde. Ich war beeindruckt und der Flirt wurde mit jeder Minute intensiver. Bei jeder kleinen Berührung und endlos tiefen Blicken durchzuckte es mich und ich musste eingestehen, dass ich seit langem Mal wieder ein leichtes Kribbeln im Bauch verspürte. Es war alles zu schön um wahr zu sein. Das er auch noch Single war, das hatte ich bereits am Anfang unseres Gespräches erfahren. Und doch quälte mich eine Frage…

Mut zur Wahrheit

Und diese stellte ich einfach direkt und mitten in einem Satz von ihm: „Sag mal, wie alt bist Du eigentlich?“…. Schweigen! Ich war mir bewusst, dass ich die Antwort am Liebsten gar nicht hören wollte. Auf die Frage, wie alt ich ihn denn schätzen würde, sagte ich überzeugt: „22!“. Huch, die blauen Augen schauten mich entsetzt an… und ich deutete das als gutes Zeichen, fragte ob er älter wäre. Bei 27 pendelten wir uns ein. Tja, nicht optimal, aber damit konnte ich gerade noch leben. Schließlich dürften somit seine Eltern nicht in meiner Altersklasse liegen und so entschied ich mich, den Abend mit ihm einfach weiter zu genießen.

Sauerland im Morgengrauen

Da sich meine Mitstreiter bereits vor einiger Zeit verabschiedetet hatten, und auch mein 27-jähriger Flirt keine Ambitionen zeigte, sich zurück zu seinen Fußballkumpanen zu gesellen, verließen wir die Location und alberten auf einer typisch-urigen Parkbank in Downtown Willingen herum. Die Zeit verging wie im Flug und irgendwann… Ich kann gar nicht mehr sagen wann und warum, wurde er plötzlich ernst, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich ganz leicht. Ich fühlte mich wie ein aufgeregter Teenager. Dann nahm er mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr: „Ich muss Dir etwas beichten…!“

Oh nein! Das durfte doch nicht wahr sein, nicht schon wieder! Mein erster Gedanke war, dass er eine Freundin zu Hause sitzen hat. Und plötzlich brach es aus ihm heraus… Er habe so ein schlechtes Gewissen und ihm würde es so leid tun, mich angelogen zu haben. Ich wäre doch so eine süße Maus und mein Lächeln habe ihn von Anfang an gefangen genommen. Und ich hätte den Abend sicherlich nicht mit ihm verbracht, wenn ich sein wahres Alter gewusst hätte. Ich hatte ihn nämlich 100%-ig richtig geschätzt…

Er war erst 22!

Ja ich gebe zu, ich war ein wenig geschockt, aber er brachte das alles so lieb und überzeugend herüber, dass ich ihm gar nicht lange böse sein konnte. Eine Notlüge, weil er mich so toll fand, das war mal eine ganz neue Erfahrung in meinem Leben. Und sie tat gut ;-). Also verzieh ich ihm und genoss die kleinen Kuscheleinheiten mit ihm auf der Parkbank, während die Sonne bereits aufging. Passend zum Frühstück begleitete er mich zu meinem Hotel. Wir verabschiedeten uns, ohne Nummern auszutauschen, da wir der Meinung waren, dass wenn es so sein sollte, wir uns bestimmt an diesem Tage noch mal über den Weg laufen würden.

Glücklich und beschwingt hüpfte ich hinauf in mein Zimmer. Während ich unter der Dusche stand erstatte ich meiner neugierigen Freundin Bericht. Sie war von dem Altersunterschied übrigens überhaupt nicht geschockt. Etwas müde aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht bereitete ich mich auf den Tag vor.

Was würde dieser wohl bringen? Würde ich noch einmal in den Genuss der strahlend blauen Augen kommen? Und wie würde er sich verhalten, wenn seine Kumpels dabei sind? Fragen über Fragen, doch eines stand fest: Dieser junge, liebe Typ hatte es geschafft, mein seit langer Zeit zugeknöpftes Herz, um wenigstens einen Knopf zu öffnen.

 

Lesen Sie hier die anderen Teile des 4-teiligen Blogs:

Teil 1: Herzklopfen und Après-Ski-Feeling in den Hessener Alpen

Teil 2: Herzklopfen und Après-Ski-Feeling in den Hessener Alpen

Teil 3: Herzklopfen und Après-Ski-Feeling in den Hessener Alpen

Teil 4: Herzklopfen – Teil 4: Eine Münchnerin in Hamburg, verliebt und um viele Erkenntnisse reicher

Über den Autor

Mitte 30, attraktiv, erfolgreich mit einem tollen Freund an meiner Seite, genoss ich bisher mein Leben in der Münchner Szene. Nach vier Jahren, so glaubte ich, war es an der Zeit mit unserer Partnerschaft zur nächsten Ebene überzugehen. So stellte ich, trotz konservativer Einstellung, die Frage aller Fragen. Und erhielt... Keine Antwort! Warum also weiter Zeit verplempern? Ich zog meine Konsequenz und stürzte mich kopfüber in mein neues Leben. Eine kleinere Stadt, bekannte Gesichter und weniger Oberflächlichkeit, das wünschte ich mir nach den Jahren in Downtown München. Somit machte ich mich Ende 2011 auf den Weg zurück in meine Heimatstadt. Fern der Schicki-Micki Gesellschaft, aber dennoch nah genug um immer noch dabei zu sein. Leider stellte ich ziemlich schnell fest, dass die Idylle der Stadt, die Freundlichkeit und die Männer auch hier eine enorme Wandlung durchlebt haben. Liegt die Oberflächlichkeit also vielleicht gar nicht an der Großstadt? Auf der Suche nach Antworten und wie ich mein Projekt „Back to the Roots“ in Münchens Umgebung meistern werde, und natürlich die Frage, wie viele Frösche ich bis zu meinem Traummann noch küssen muss... möchte ich hier gern mit Euch teilen.

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